... denn manchmal helfen andere symbolhafte Handlungen besser, um etwas Unausprechlichem einen Ausdruck zu geben.
Gerne zeigen wir verschiedene Möglichkeiten zu
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
Wir freuen uns.
„Ein Abschiedsritual ist eine bewusst vorbereitete und vollzogene symbolische Handlung, die Gefühle und Gedanken des Trauernden ausdrückt. Diese Handlung ist individuell gestaltet, ihr Inhalt wird geprägt durch die Bedürfnisse und Überzeugungen des trauernden Menschen.
Elemente aus überlieferten Ritualen können enthalten sein; eine symbolische Handlung kann auch ohne Anlehnung an Traditionen gestaltet werden. Bei der Vorbereitung und dem Vollzug des Abschiedsrituals findet keine Suggestion oder Manipulation durch andere Menschen statt, das Ritual wird in Freiheit vollzogen.
Es kann ein einmaliges Geschehen sein, es kann in derselben Form mehrmals wiederholt werden oder einen fort-laufenden Charakter haben.
Die symbolische Handlung ist herausgehoben aus der Routine des Alltags und kann mit Erfahrungen des Ausser-Gewöhnlichen verbunden sein.
Ein Ritual spricht den ganzen Menschen an, indem es die Aktivität von Körper, Seele und Geist fördert.
Ein Ritual wirkt auf verschiedenen Ebenen integrativ.
< Nijs, Michaela, Trauern hat seine Zeit, Abschiedsrituale beim frühen Tod eines Kindes, 2. Auflage, Göttingen: 2003
Für alle Teilnehmenden ist ein Zweig vorbereitet.
"Gerade sein"
Den Ast anschauen, fühlen, ihn an den Enden fassen, ihn „sprechen“ lassen.
"Ein Aststück mit zwei Schnittstellen, an jeder gab es einen weiterführenden Teil – ein irgendwoher und ein irgendwohin. Vielleicht stehen diese Schnittstellen für Geburt und für Tod – Übergänge unseres Daseins – und in der Mitte zwischen den beiden Schnittstellen ist unser Leben.
Dieses Stück Ast ist ein Gleichnis.
Für mich und mein Leben.
So bin ich, oder besser, so möchte ich vielleicht sein;
jung, gesund, voller Kraft und Leben,
gut gewachsen, natürlich und schön,
gerade und richtig.
Alles in meinem Leben sollte glatt gehen!"
"Gespannt sein"
Den Ast mit beiden Händen anspannen, erst leicht, dann etwas stärker.
"Nur keine Angst vor Anforderungen.
Ich verkrafte einiges.
Mich bringt so schnell nichts um.
Ich schaff´ das schon!
Ich lasse mich nicht unterkriegen.
Denen werde ich es zeigen!
Ich bin doch kein Kind mehr.
So schnell geb´ ich nicht auf.
Ich kann das schon allein.
Ich brauch´ dazu niemanden.
Selbst ist der „Mann“ / die "Frau"!
"Belastet bis zum Äussersten"
Den Ast immer stärker biegen, die intensive Spannung innerlich selbst nachfühlen und ausschalten.
"Schlimme Belastungssituationen!
Ich bin gespannt bis zum Äussersten.
So viel Stress! Es wird zuviel.
Das ist ja nicht zum Aushalten!
Was soll das Ganze?
Ich schaff´ das nicht mehr.
Es geht über meine Kräfte.
Ich beginne, an mir und den anderen
zu zweifeln.
Es geht auf Biegen und Brechen.
Ich kann nicht mehr.
Das hat doch keinen Sinn.
Jetzt geb´ ich fast auf!
Dir Trauer zerbricht mich fast!"
"Angeknackst sein"
Den Ast biegen, bis er knackst, nicht ganz durchbrechen!
"Schuld, Leid, Enttäuschung!
In mir ist etwas gerissen, gebrochen.
Es war zuviel! Ich bin gebrochen.
Es besteht keine Aussicht mehr.
Ich habe versagt. Hoffnungslos!
Dass mir das passieren muss!
Das hab´ ich nicht verdient!
In mir ist alles leer und ausgebrannt.
Warum? Aus, Ende, nichts mehr!
Einfach aus! Einfach aus?"
"Gebrochen sein"
Die Bruchstelle anschauen, hineindenken und –fühlen in diese offene Mitte.
"Bis jetzt lief alles glatt.
Wie beim Ast war mein Leben-
Oberflächlich. Die Mitte blieb verschlossen.
Die Bruchstelle reisst auf, liefert aus,
macht offen, ermöglicht einen Blick in das Innere,
in die Tiefe.
Das bin ich also. Ich erfahre mich anders,
ich erlebe mich neu. Und der andere?
Ich kann mich nicht mehr vor ihm verstellen.
Hilf mir! Nimm mich so an, wie ich bin!"
"Dem anderen begegnen"
Mit einem anderen, dem Freund, der Freundin ... zusammengehen, den gebrochenen Ast, den anderen auf mich wirken lassen, dann langsam die Bruchstellen zusammenführen und einander kreuzen.
"Auch der / die Andere ist gebrochen,
verletzt und schwach, aufgebrochen und offen.
Wir brauchen einander nichts mehr zu verheimlichen.
Unsere Masken sind gefallen.
Ich kann dem anderen mein Versagen zugeben.
Ich brauche mich nicht zu genieren.
Ich darf ein Stück von mir preisgeben.
Wir können einander trauen.
Die Stelle des Gebrochenseins – Eine Chance für Begegnung, für echtes Verstehen,"
"Gekreuzt sein"
Die Stäbe etwas zurecht biegen, das gemeinsame Kreuz anschauen.
"Ich bin gekreuzt mit dem anderen.
Mein Ast, sein / ihr Ast –
Unser gemeinsames Kreuz!
Wird die schwächste Stelle meine stärkste?
Wächst aus meiner Schwachheit wieder Kraft?
Statt warum frage ich jetzt wozu oder wohin?
Wohin bringt mich dieses Leid?
Ist das Verbunden sein mit dem / der Anderen
in der gemeinsamen Trauer
ein Zeichen der Begegnung?
In einen neue Anfang für mich?
für dich? für uns?"
Innerlich verbunden sein
Einander mit Blickkontakt verabschieden – jede/r nimmt den Ast mit der Bruchstelle mit und weiss, dass dort diejenige des/ der Anderen darin Platz fand.